Rätselhaftes rund um geplante Privatisierung eines öffentlichen Grünstreifens in der Wiener Straße
… der seltsamerweise Bauland sein soll !
Seit Wochen rätselt man in der Wiener Straße und weit darüber hinaus in Purkersdorf über einen Streifen öffentlichen Grünraum, den die Gemeinde verkaufen möchte! Schon am 19.Juni war von den NÖN (Birgit Kindler) korrekt berichtet worden, die Gemeinde plane den Verkauf von etwa 300 Quadratmeter an eine „konzerneigene Projektgesellschaft“, die auf zwei benachbarten Liegenschaften (Wiener Straße 45 und 47) ein Bauprojekt verfolge! Bürgermeister Ing. Steinbichler wurde dazu zitiert, es sei auf dem Grundstück „ein Spielplatz geplant“, er habe „eine Grobskizze“ gesehen!
Dies führte umgehend zu begreiflichen Protesten aus der geplagten Umgebung in der Linzer Straße, wo seit längerem an jeder Ecke großflächige Wohnbauten entstanden oder in Planung sind! Denn die zur Debatte stehende Liegenschaft ist dicht mit Bäumen und Sträuchern am Rand eines Weges an einem Gerinne bewachsen, das man vor Jahren stillgelegt hat. Die Bäume – geschätzte 20 bis 30 Exemplare, darunter prächtige Ahorne – stellen dort einen geschlossenen, wohl tuenden Grünraum zwischen der Wiener Straße und dem Wienfluss dar, dessen Bedeutung für die Beschattung, die Feuchtigkeit – somit für das Mikroklima - in der Umgebung hoch einzuschätzen sein muss! Noch dazu deshalb, weil im Zug der ungezählten Neubauprojekte in der Wiener Straße der letzten Jahre zumeist nicht nur sämtlicher Baumbestand auf den Liegenschaften für eine immer dichtere Verbauung gerodet wird, sondern weil auch bestehende Grüninseln laufend zerstört werden!
Im Zug des öffentlichen Protests gegen die Absicht der Gemeinde, den Grünraum zu verkaufen, wurde jedenfalls im Gemeinderat zuletzt beschlossen, einen Sachverständigen zu betrauen, der allerdings offenbar nur den optimal erzielbaren Erlös eruieren soll! Danach soll entschieden werden, ob das Grundstück verkauft wird! Es steht leider dringend zu befürchten, dass SPÖ und ÖVP zu dem Kauf jedenfalls längst entschlossen sind und die Prüfung des Sachverständigen nur davon ablenken soll, dass hier eine rein politische Entscheidung ansteht, ob öffentlicher Raum wieder einmal für ein Bauprojekt zu einem Privatgrundstück werden soll!
Eine Verkaufsempfehlung durch den „Sachverständigen“, auf den sich Bürgermeister und Vizebürgermeister berufen, könnte damit quasi einen Sachzwang herhalten! Entschiedener Protest gegen eine Zerstörung des Grünraums kam jedenfalls von PurkersdorferInnen, die mit Ortskenntnis an der Wiener Straße wohnen! Bürgermeister Ing. Steinbichler war dazu telefonisch jedenfalls allseits um Beruhigung bemüht! Er wisse nicht, was der Bauträger mit dem Grundstück plane, so teilte er einem Purkersdorfer mit, ein „Spielplatz sei nicht geplant“, - die NÖN „schreibe auch Falsches“! Er „nehme an“, dass das Grundstück gerodet werde, vielleicht könne man aber „ein paar schöne Bäume stehen lassen“, jedenfalls habe allein die Pflege der Bäume die Gemeinde „jährlich 3400 €“ gekostet! Das vermochte nun niemand im Geringsten zu überzeugen, und eine dortige Baumpflege war sowieso seit Menschengedenken gänzlich unbemerkt geblieben! Man ersuchte also um Auskunft bei der „konzerneigenen Projektgesellschaft“, was mit dem begehrten Grundstück geplant sei! Immerhin ging einem Anrainer – nach langer Prüfung, wer da was und warum wissen wolle – durch den für Acquisition Zuständigen der „PREMIUM Bauträger GesmbH“ auszugsweise folgende Auskunft zu:
Man habe tatsächlich der „der Stadtgemeinde angeboten, diesen Streifen zum Baulandpreis zu erwerben, was einer wirtschaftlich bestmöglichen Verwertung entspräche.“ Der „Streifen“ sei „kein Grünraum“ sondern „Bauland“, „derzeit unwegsames und ungenutzes Gelände angrenzend an den alten Regenwassersammler und Fußweg zwischen ON47 und ON 49“, der „ im Falle des Ankaufes zwar unseren Bauplatz und eigenen Grünraum vergrößern“ würde. Man „ benötige diese Fläche aber nicht für eine künftige Bebauung.“ Generell aber immerhin: Für das anstehende Bauprojekt bedinge „die Lage an der stark befahrenen B1 mit sommerlicher Überwärmung an der Südseite … eine innere Orientierung der Baukörper und die Beachtung des Mikroklimas“. Zudem werde durch das Bauprojekt „vorhandener Grünraum und insbesondere alte Bäume nur minimal invasiv gestört, beispielsweise dort wo die Schaffung von vorgeschrieben Garagen erfolgen muss.“
Womit nach wie vor zahlreiche gute Fragen ungeklärt sind, sieht man von der grundsätzlichen ab, warum sich ein privater Bauträger offenbar für eine Gemeinde erfolgreiche Gedanken um die „wirtschaftlich bestmögliche Verwertung“ (!) einer öffentlichen (!) Grünfläche macht! Jedenfalls hat ein weiterer Purkersdorfer bei der Gemeinde Purkersdorf vorgesprochen, um die derzeitige Widmung des Grundstückes zweifelsfrei festzustellen. Eine Rechtspflegerin konnte oder wollte ihm nicht klare Auskunft geben. Angeblich stehe von „Bauland“ nichts (!) dezidiert im Grundbuch! Allerdings – dies ergab eine Einschau im gültigen Bebauungsplan – hätte man, wann sei unklar, in gewisser weiser Voraussicht den östlichen Teil der ursprünglich ungeteilten Parzelle 135/10 als „Weg“ der Parzelle 613/5 zugeschlagen und den gegenständlichen Grünraum hoch überraschend als nunmehriges „Bauwohngebiet“ ausgewiesen! Denkbar ist somit, dass für das geplante Wohnbauprojekt die ausgewiesenen 1390 m² durch Ankauf des plötzlichen „Wohnbaugebietes“ um weitere 310m² vergrößert werden sollten, um auf der Liegenschaft dadurch das maximale Bebauungsvolumen zu vergrößern!
Warum die Gemeinde, deren Bürgermeister annimmt, dass die Fläche gerodet wird, dabei hilfreich sein musste, ist schleierhaft, und dass der Acquisiteur des Bauträgers in Personalunion Aufsichtsrat der gemeindeeigenen WIPUR ist, wird natürlich keine Rolle spielen!
Vielleicht will die Gemeinde aber lediglich – das ist leider keinesfalls auszuschließen – neuerlich einen Grünraum vom Hals haben, der nur als Kostenfaktor verstanden wird! Jedenfalls wird in der anrainenden Bevölkerung im Umkreis der Wiener Straße 45 und 47 dringend erwartet,
dass die Gemeinde Purkersdorf von ihren Verkaufsabsichten Abstand nimmt und die Erhaltung des Grünraumes auch für die Zukunft gänzlich sicher stellt!
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