Die Verantwortung dafür trägt der Bürgermeister persönlich!
Gerade einmal eine Woche nach dem skandalösen Beschluss im Purkersdorfer Gemeinderat, für die Bequemlichkeit hinkünftiger Garagennutzer*innen eines geplanten Wohnprojekts der Wohnbaugenossenschaft Wien-Süd einen gesunden, riesengroßen Blutahorn in der Schwarzhubergasse nahe der Volksschule zu ruinieren, ist der Baum heute auch schon gefällt worden!
Damit sind sämtliche Proteste gegen ein hierorts völlig verrücktes Umweltverständnis einmal mehr mit der Kettensäge unmittelbar abgetan worden, nachdem sich die Proteste gegen den Gemeinderatsbeschluss gerade erst einmal massiv zu formieren begonnen hatten. (Eine Umfrage in der heutigen NÖN zufolge, votierten mehr als 77 % der Umfrageteilnehmer für die unbedingte Erhaltung des Baums.)
Dass SPÖ und ÖVP mit der blitzartigen Zerstörung des Baumes die Proteste vor den günstigen Osterfeiertagen rasch vom Tapet bringen und für unumkehrbare Tatsachen sorgen wollten, liegt natürlich auf der Hand.
Pro Purkersdorf darf aber versprechen, dass wir diesen Skandal – für den der Bürgermeister persönlich die Verantwortung trägt - keineswegs in Vergessenheit geraten werden lassen!
Mit einem simplen, vierzeiligen Schreiben vom 1. März 2021 übermittelt nämlich die „Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd“ dem Purkersdorfer Bürgermeister „die Stellungnahme über die Baumfällung Nr.002827 in der Schwarzhubergasse mit dem Ersuchen um Genehmigung zur Baumfällung“! Was den Verdacht aufkommen lässt, dass „die Baumfällung Nr.002827“ bereits zuvor mit dem Bürgermeister besprochen gewesen sein muss, weil es ja – wie zu lesen – nur mehr um eine „Stellungnahme“ geht!
Dem Schreiben ist ein ebenfalls mit 1. März 2021 datiertes Gutachten beigeschlossen, das es in sich hat: Erstellt hat es nämlich der Einfachheit halber ein „staatlich befugter und beeideter Zivilingenieur für Bauwesen und allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Statik, Stahlbeton, Holzbau, Stahlbau und Tiefbau“, DI Jörg GRITSCH - offensichtlich war in der Schnelle nur ein Gutachter für Bauwesen zur Hand!
Dieses Gutachten wurde allerdings der zuständigen Stadträtin erst kurz vor der Gemeinderatssitzung am 23. März 2021 zur Kenntnis gebracht!
Der Diplomingenieur GRITSCH konnte aber immerhin das Gehölz als „Blutahorn – Acer platanoides „Cramson King“, 16 Meter hoch, 30 Jahre alt, feststellen und hielt die Gesamtlebenserwartung dieser Gehölzart an diesem Standort mit 70 (siebzig) Jahren ganz zweifelsfrei richtig fest!
Allerdings, so der Herr Gutachter, sei er mit der Prüfung beauftragt, ob eine Rodung von Baum Nr. 002827 „aufgrund der neu zu errichtenden Tiefgarage für das Wohnhaus in der Kaiser Josef Straße 15 notwendig ist“!
Und die ergäbe nun, so der Stahlbetonfachmann, dass der Baum
1. eine „Sichtbeeinträchtigung“ darstelle, dass
2. „durch die Rodung eine freiere Sicht auf den Gehsteig beim Ein- und Ausfahren“ gegeben sei! 3. allerdings, so wörtlich: „Durch den Ausrundungsradius der Garageneinfahrt werden die Hauptwurzeln des Baumes mit einer Asphaltschicht versiegelt und die Wurzeln durch das ständige Befahren mit PkW in Mitleidenschaft gezogen, sodass ein Absterben der Wurzeln sehr wahrscheinlich ist.“
Dieses sagenhafte GRITSCH-Gutachten nahm nun Herr Bürgermeister – sofern er es überhaupt gelesen hat – nun keineswegs zum Anlass, dem Gutachter ebenso wie dem Bauwerber in aller Deutlichkeit sinnerfassend zu erklären, dass Wurzelbereiche öffentlicher Bäume nicht von privaten Bauwerbern illegal asphaltiert werden dürfen und dass die Herrschaften die Garagenausfahrt gefälligst so vorzusehen hätten, dass auch keine Volksschüler auf dem Weg zur Schule gefährdet werden! Ganz im Gegenteil nahm Herr Bürgermeister die verschriftlichte Dreistigkeit aber lediglich zum Anlass, dem Gemeinderat schon am 23. März 21 die Baumfällung zur Beschlussfassung vorzulegen. Er selbst war bei der Sitzung nicht anwesend, an seiner Statt legte sich aber ÖVP-Vizebürgermeister Andreas Kirnberger für die Fällung besonders mächtig ins Zeug, damit nun eine Woche später ist der Blutahorn nun auch schon gerodet! Eine derartige ökologische Inkompetenz und Unverfrorenheit ist selbst für Purkersdorf außergewöhnlich! Allerdings hat Herr Bürgermeister immerhin seine gewaltige Baumrodungskompetenz einmal mehr unter Beweis gestellt – Purkersdorf wird es ihm nicht vergessen, dass er einen besonders sehenswerten Stadtbaum 40 Jahre vor Ende seiner erwartbaren Tage nur deshalb hat fällen lassen, weil eine Baufirma seinen Wurzelbereich asphaltiert und somit ohnehin ruiniert hätte!
Für Sie, Herr Bürgermeister, zur Information: Kinder, die bei der Fällung anwesend waren, waren schockiert und traurig von dem Vorgang und haben auch gefragt, wer dafür verantwortlich ist. Sie, Herr Bürgermeister und all jene, die der Baulobby huldigen.
Zum Zeitpunkt der Fällung haben bei der Umfrage der NÖN 77,4 % für die Erhaltung des Baumes gestimmt.
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